Über Arbeit und auch Schule wird viel geschrieben und diskutiert, wie kann man das für Autisten anpassen. Das ist wichtig und auch nötig, doch das Leben besteht nicht nur aus Arbeiten. Wie finde ich Entspannung, sehe ich Freude im Leben, das benötige ich doch auch? Dass auch Entspannung wichtig ist, das sah ich früher nicht, ich dachte darüber nicht nach als Jugendlicher. Zu beschäftigt war ich mit tun, was an Anforderungen an mich in der Schule gestellt waren. Es war täglich bis spät am Abend, das war recht anstrengend einenteils. Lernen aber wollte ich, da war meine Mutter als Assistentin, ohne Bezahlung natürlich, dauernd gefragt. Viel Zeit für eine andere Tätigkeit außer Lernen blieb mir nicht. Lesen und Schreiben, mit Denken noch , das benützte ich da, alles mögliche musste ich da denken. Es war im Lehrplan der Schule vorgegeben, was denken solltest. Es war aber trotzdem recht interessant, nicht geplagt war ich damit. Hobbies zu pflegen, das war aber da eher nicht möglich. Die Jugendlichen um mich herum hatten aber schon Hobbies, manche machten Musikschule, manche Sport, Fußball oder Tennis. Oder Skifahren, das machte ich auch. Skifahren finde ich auch heute noch gut. Leider kann ich das aber nicht mehr machen, denn alleine kann ich nicht verreisen in ein Skigebiet. Oft gingen die Mitschüler am Abend noch in Clubs oder zum Chillen, damit gemeint ist, sie gingen etwas trinken in Heilbronn. Manche hatten ein Auto sogar, da gingen sie dann auch zu Musikveranstaltungen. Sie erzählten in der Schule, was sie gemacht hatten. Oder sie gingen zusammen weg und erzählten davon am nächsten Schultag. Mir war also bekannt, was ein Hobby ist und was normalerweise Jugendliche machen. Einige haben auch mich manchmal mitkommen lassen, denn sie wollten auch für mich Entspannung finden. So richtig entspannend fand ich es in Musikclubs allerdings nicht. Langsam ist der Kontakt zu den Mitschülern eingefroren, nach der Schulzeit gingen unsere Wege auseinander. In der Berufsschule in Winnenden war ich in der Freizeit nicht mit den Mitschülern zusammen, da sie im Internat lebten und dort arbeiteten sie auch und ich kam nur zum Unterricht. Ich machte eine duale Ausbildung mit dem Arbeitsplatz woanders als in der Schule, während sie ganz in der Schule lebten während der Ausbildungszeit. Dadurch haben wir wenig Gemeinsamkeiten entwickelt. Unsere Freizeit haben wir nicht zusammen verbracht. Erst nach dieser Ausbildung konnte ich mir Hobbies suchen. So bin ich erst dann auf der Suche gewesen nach Gruppen, wo ich hingehen könnte. Es gibt eine Freizeitgruppe in Heilbronn extra für Autisten, die suchen Entspannung und Reden, auch Musik machen sie manchmal an. Ich gehe gelegentlich auch hin, aber so richtig passend für mich finde ich es da nicht. Freizeit ist zum Chillen wohl auch gedacht, aber ich bin gestresst mit so vielen, die durcheinander reden ,ich kann dabei nicht einzelnen zuhören. Leider ist das so bei mir, ich gehe aus den Unterhaltungen weg, suche mir einen ruhigen Platz, dann bin ich aber nicht mehr dabei bei den Gesprächen. Was sehen sie dann? Ich bin nicht interessiert an ihnen. Bei der Autistengruppe ist das nicht ganz so schlimm, die können das teils verstehen, denn kleine Probleme haben sie ja auch. Da verstehen sie, dass ich mal wegmuss. Sie finden mich nicht seltsamer. Dass ich das mal sagen würde! Ich wollte als Jugendlicher nicht mit einer Autistengruppe gemeinsam meine freie Zeit verbringen. Sie haben viel Spaß mit ihren Treffen, sie kommen gerne und tauschen aus , was sie während der Woche erlebt haben. Das erzählen sie auch , benennen, was nicht gut lief und beraten, was sie tun hätten können um es zu ändern. Dabei spielen sie Karten. Aber oft dauert es lange, bis das Spiel beendet ist, denn sie reden zu viel nebenher. Es ist ihnen aber wohl wichtig, jeder findet, es hilft ihm, wenn sie untereinander reden können. Christof leitet diese Gruppe, er kann manches raten ohne sich aufzudrängen. Ich habe noch eine zweite Freizeitgruppe, da gehe ich auch hin und wieder hin, Es wird angeboten von den offenen Hilfen, für behinderte junge Leute. Aber wenig geredet wird da, eher eine Tätigkeit steht im Vordergrund. Basteln, Malen, Obst oder Gemüse schneiden für eine kleine Mahlzeit. Oder eine Erkundung, das finde ich auch in Ordnung. Mit Tun füllen sie das Gemeinsame. Erleben etwas zusammen. Es ist also eine ganz andere Gruppe. Sonst bin ich zu Hause, mache Musik mit Cds und Radio, Fernsehen. Chillen, so nennt man das heutzutage. Ich habe diesen Ausdruck bisher nicht verwendet, aber das ist es wohl, was ich oft tue. Ich habe lange nachgedacht, was denn nun mein Hobby ist. Viele Dinge habe ich ausprobiert, leider ist keines so richtig zum Hobby geworden. Ich backe gerne, helfe damit, und ich mag gerne Kuchen essen. Aber es ist doch eine Menge Arbeit, denn viel Spülen muss man danach und aufräumen. Viele Leute sind damit überfordert, kaufen lieber Kuchen. Das Backen kann ich ganz gut, als Zeitvertreib nehme ich es aber nicht regelmäßig. Auch Fahrradfahren kann ich. Aber Stunden mit dem Rad unterwegs sein liegt mir nicht. Ich bin nicht gut genug, bin auf Radwegen oft den anderen Radfahrern lästig, sie klingeln dann ungeduldig, damit ich weggehe. Ich finde das zwar gemein von ihnen, aber sie sind gerne schnell unterwegs und wollen sportlich fahren. So habe ich das Radfahren nicht mehr als Hobby. Inlinerfahren mache ich noch hin und wieder, das nehme ich, wenn jemand mit mir joggen will. Meine Schwester joggt gerne, aber ich nicht. Ich fahre auch mit dem Roller, das geht leichter als Inliner. Ich möchte mal einen elektrischen Roller ausprobieren, das wäre toll! Vielleicht kann ich mal die Leute vom Autistentreff dazu überreden. Hobbies sind das vielleicht doch, das könnte man z. B. in eine Bewerbung reinschreiben, da sähe man dann jemanden , der sehr sportlich ist, obwohl das gar nicht stimmt. Schreiben mache ich recht gerne, Lustige Geschichten werden es dann oft, obwohl es gar nicht meine Absicht war, etwas Witziges zu schreiben. Hin und wieder schreibe ich auch Gedichte, aber das ist recht viel Arbeit, meine Gedanken sind so kraus, nehmen muss ich eine Form, es ist langwierig. Ich lernte das in der Schule, wie man das machen soll. So gut wie die Muster bin ich nicht geworden, obwohl ich mir viel Mühe gab. Einmal machte ich ein Gedicht in Anlehnung an Mörike, da dachten die Mitschüler, es wäre von ihm, so ähnlich war ich seiner Ausdrucksweise gekommen. Das fand ich lustig! Damals machten wir in der Schule öfter Projekttage, das gibt es heute nicht mehr, es lässt der Lehrplan wohl nicht mehr zu. Wir hatten jedes Jahr Möriketag, da das der Name der Schule war. In jedem Jahr war eine andere Idee im Vordergrund, aber alles sollte mit dem Dichter zu tun haben. Im Unterricht machte ich also Gedichte, dazu nahmen wir auch andere Dichter als Vorlage, denn Gedichte haben fast immer ein Muster, nach denen sie gestaltet werden sollen. Das ist recht schwierig, eine Aussage so zu machen, dass sie dann auch noch in eine vorgegebene Form passt. Ich bin dabei nicht geblieben, ich schreibe jetzt wie es mir gefällt. Meine Gedichte waren eigenartig, aber auch interessant. Das war etwa wie ein Bild, das aus Worten entstand, das aber für andere sichtbar werden konnte. Das fanden meine Lehrer interessant, aber so seltsam auch. Es fanden sie nicht wert, dieses öffentlich zu machen, denn es wich zu stark ab von dem, was als richtig galt. Dichten ist also nichts für mich, bei mir ist es so anders, dass ich damit aus der Masse herausfalle. Was etwas zum Hobby macht, einenteils verstehe ich nicht, denn es niemand sonst macht das, aber benötigt viel Zeit, das dann fehlt mit ausruhen, ausruhen zählt nicht als Hobby, weil das ist ja nichts tun. Nichts tun, außer denken das sehest aber von außen ja nicht. Jetzt habe ich vieles aufgeschrieben, was ich in der Freizeit so mache. Jetzt hätte ich gerne viele Zusendungen, wie es euch anderen in der Freizeit geht, was ihr macht, was euch gefällt. Vielleicht gefällt euch etwas ganz anderes, schreibt es auf! Gerne werden wir von euch hören, was ihr berichtet!