Die Idee für einen "Bunten Vogel" in neuer Gestalt entstand im Haus Zöller. Friedemann Nemitz und sein Sohn Toni, meine Mutter und ich und meine Assistentin Palma saßen schweigend beieinander. Wir dachten an Klaus, meinen Vater, der nie wieder zur Tür hereinkommen würde, um mit spottischem Unterton zu sagen: „Das Essen ist angerichtet." Vater war tot und ich war weggerannt, als die Urne mit seiner Asche im Grab versenkt wurde. „Trauerarbeit". Dieses Wort ging nicht mehr aus meinem Kopj. Was wollte ich tun, um mit der Trauer um meinen Vater fertig zu werden? Plötzlich stand die Idee im Raum, dass ein neuer „Bunter Vogel" entstehen müsste, damit die Autisten, die nicht sprechen können, eine Stimme bekommen. Schon lange quält mich der Gedanke, dass meine Freunde und die, die meine Freunde werden könnten, missverstanden und unterschätzt werden. „Aber wer soll die Arbeit machen?", bemerkte Friedemann.Ich wusste, dass mein Vater ein solches Projekt unterstützt hätte. Er war bei den Zusammenkünften, die wir „Schreibwerkstatt" nannten, stets als Beobachter dabei gewesen. Was Menschen schrieben, die nicht sprechen konnten, hatte ihn fasziniert. Aus meiner Trauerarbeit ist inzwischen ein Projekt geworden, bei dem sich meine Mutter eigentlich zurückhalten wollte, aber da sie die besten Ideen hat, gehört sie doch zum Team. Ich hoffe, dass Annemarie Sellin etwas über die Geschichte des „Bunten Vogels" schreibt. Sie hat ja viele Jahre diese wunderbare Zeitschrift geprägt. Wie sie vertrete auch ich die Meinung, dass die veröffentlichten Texte authentisch sein müssen. Ich traue mir zu, zu erspüren, ob Texte authentisch sind oder nicht. Dietmar Zöller