Schritte aus der Isolation, eine Idee führt zur Wiederauflebung des bunten VogelsIch bin Markus Scheidle und ich schreibe Briefe und online Nachrichten mit Dietmar seit etwas mehr als 3 Jahren, denn Dietmar dachte, es ist wichtig, sich mit anderen auszutauschen.Nachdem ich die Schulzeit und die Ausbildungszeit in Winnenden beendet hatte, habe ich fast ganz aufgehört zu schreiben, denn ich mühte mich, in meine Arbeit hinein zu finden. Ich arbeite in einer Kindertagesstätte vom Asb als Hauswirtschaftshelfer. Es ist Essen hinrichten, säubern des Speisezimmers nach den Mahlzeiten, spülen und Küche säubern. Das alles zu lernen war für mich nicht leicht, ich bin schon lange da, aber jetzt komme ich endlich ganz gut zurecht . Jedoch nicht immer habe ich gute Tage, manchmal benötige ich jemanden, der sieht, was nicht stimmt und mir weiter helfen kann. Einen Anstoß brauche ich dann, um mich aus dem Stillstand herauszuholen. Das wissen alle , deshalb habe ich noch immer einen Assistenten dort. Er ist da, auch wenn ich ihn meistens nicht benötige, manche Tage aber geht es bei mir nicht und er muss mir weiterhelfen. Meistens finde ich aber jetzt in meine Arbeit ohne Stillstände. Mich einzuarbeiten jedoch dauerte bei mir länger als bei jemand ohne Autismus. Es klappte aber bei mir, dass ich das doch lernen konnte . Leicht war diese Tätigkeit nicht für mich, viel leichter fällt mir theoretisches Lernen oder Lösen von Aufgaben mit Logik. Nach der Schulzeit wollte ich eher eine solche Arbeit haben, jedoch jetzt bin ich ganz zufrieden mit der Arbeit als Hauswirtschaftshelfer. Es war am Anfang ein ständiges, tägliches Mühen, jetzt kann ich es fast automatisch machen und ich kann nebenher Leute beobachten und zuhören, was sie reden. Teils kann ich dabei sogar etwas lernen über Kinder , bei den Kleinen sehe ich manches, was ich nicht kann und ich sehe, wie die Kleinen es tun. Es erstaunt mich immer wieder, wie leicht es ihnen fällt. Ich schaue manchmal etwas bei ihnen ab und kann es für mich übernehmen.Dass ich das mal könnte, automatisieren, das hätte ich niemals für möglich gehalten . Mit solchem mühte ich also täglich, da kam Dietmar und wollte mit mir schreiben.Dietmar, du warst wie ein Sonnenstrahl, der in mein Leben kam! Doch zunächst wollte ich nicht so richtig antworten.Es war aber Dietmar, der hartnäckig genug war und aushielt, wenn ich mich lange nicht meldete. Allmählich fand ich wieder zurück ins Schreiben und es ist mir eine Freude geworden, morgens vor der Arbeit zu schreiben und zu denken. Dietmar suchte noch mehr Kontakte zu anderen alten Bekannten und fing auch mit ihnen an zu schreiben.Gut hat das er gemacht, denn durch ihn kamen sie aus der Isolierung , gingen auch sie wieder mehr ins Lebendigsein und nehmen Freundschaften wieder auf. Das Schreiben und der Austausch war sicher auch für sie ein Lichtblick. Zusammenkommen im Alltag gelingt uns noch nicht, aber mit Schreiben können wir uns austauschen. Kommunizieren, das ist das Wort, das Gebildete benutzen würden, aber es meint das Gleiche, Meinungen austauschen, zum Nachdenken kommen, auch Eigenes mal hinterfragen. Das tun alle Leute, täglich, in jeder Situation.Behinderte Menschen, besonders die nicht Redenden sind nicht ganz im Alltag dabei, können nicht spontan ihre Meinung zu einer Diskussion beitragen. Haben wir eine Meinung dazu? Manchmal finde ich es ärgerlich, ohne Widerspruch jemandem zuzuhören. Deshalb bin ich manchmal voller Ärger, es weiß aber keiner wieso. Sie können nicht wissen, ich hörte ihnen zu und bin unzufrieden mit dem, was sie sagten. Vielleicht sehen das andere auch so ähnlich, aber sie kennen sich nicht und sie kommen nicht zusammen, jeder ist isoliert für sich. Dietmar wollte das ändern, und suchte den Bunten Vogel wieder zu aktivieren. Das war eine Menge Arbeit für ihn! Er fragte auch mich, ob ich mir vorstellen kann, die Zeitung mitzugestalten. Zunächst war ich jedoch skeptisch, denn ich will ungern öffentlich sein. Aber ich finde es gut, allen ohne spontanes Reden eine Möglichkeit zu geben, sich zu einer Sache auch zu äußern.In dem Bunten Vogel von früher konnten das alle. Gerne so soll es wieder sein, mögen doch viele wieder mitmachen, das wünsche ich mir. Dazu kann ich etwas beitragen. Auch Lutz Bayer war voller Vorfreude und Tatendrang. Ohne zu zögern hatte er einen starken Optimismus, dass wir alle das Starten hinkriegen. Albrecht Leipert, den kenne ich schon seit Kindertagen. Eine gemeinsame Schulzeit, eine gemeinsame Zeit des Schreiben Lernens verbindet uns. Leider haben wir uns letzter Zeit etwas weiter entfernt, aber hören noch voneinander. Ich freue mich auf eine Zusammenarbeit, sicher meistens über Internet.Lasst uns also starten, stark kann ich sein dank Lutz Bayer, der so bemerkenswert Optimismus weitergeben kann.