VerlustOma lebt nicht mehr.Ich habe sie verloren,was aber nicht stimmt,denn sie lebt weiterin den Geschichten,die ich von ihr erzähle.  Freunde kommen nicht mehr,Ich habe sie verloren.Was ich nicht glauben willSie leben weiter in meinen Geschichten,auch wenn sie nichts davon wissen.  Erwas zu verlieren, kann ein Verlust seinoder nicht.Was verloren ist,das brauchen wir oft gar nicht mehrWir vergessen, dass wir es besessen haben.  Mit Menschen verhält es sich anders.Sie hinterlassen Spurenin der Erinnerung.In der Erinnerung kann ich Liebe empfinden,Freude noch einmal erlebenund mich geliebt fühlen.Im Leben erleide ich viele Verluste.aber ich gewinne auch Neues,das Altes ersetzen kann.Verlustängste sind irrational, unnötigund verbauen die Sicht auf Neues,das zu erleben sich lohnt.  TrauerTrauer über Verlorenes,über gelebtes Leben,über verlorene Kräfte,über verpasste Chancen,über Reisen, die nicht stattfanden,über Freunde, die wegblieben,über Eltem, die alt wurden.  Unaussprechbar sind Trauergründe.die den Kopf beschweren.Ich stehe vor einer Trauerweidein Gedanken versunken.Woher hat der Baum seinenbeziehungsreichen Namen?Wenn ein Mensch trauert,beugt er sich zur Erde.Demütig erscheint die Trauergeste.Trauer hat etwas mit Demut gemein.Ich mache mich klein.Erhobenen Hauptes geht keiner einher,der um einen Menschen trauert, den er verlor.Die Sterblichkeit allen Lebenssymbolisiert die Trauerweide.Und doch vermittelt der unscheinbare Baum Hoffnung,denn er grünt nach einem trostlosen Winterwie alle Pflanzen, deren DaseinssinnVergehen und Auferstehen ist.  LebenIch wurde nicht gefragt, ob ich leben will.Ich war plötzlich da und sollte mich entwickeln.Es passierte etwas Schreckliches.Ich stand vor dem Tor zur Ewigkeitund hatte das Tor fast passiert,da wurde ich gewaltsam zurückgeholt.Niemand hat mich gefragt,ob ich weiterleben will.So ist es bis heute:Ich muss leben,obwohl ich manchmal lieberin der Ewigkeit wäre.  AngstAngst kommt von Enge.Wenn jemand in die Enge getrieben wird,erlebt er Ausweglosigkeit.Wohin mit der Körperkraft?Schlagen, drücken, springen, schreien, beißen.Wohin, wohin?Schaff mir den Ausweg,den Pfad aus der Enge!Halt mich nicht fest,lass mich laufen.Bewegung schafft FreiheitIch brauche den freien Raumfür meine Entfaltung.Ich erlebe keine Angst,solange ich mich bewegen kann.  HoffnungHoffnung ist ein Wort, das ich besser nicht kennen sollte.Was Hoffnung bedeutet, habe ich noch nicht erfahren.Hoffnung haben die anderen.Sie stellen sich vor, was sich zum Guten verändern sollte.Hoffnung verblendet, macht blind in der Realität.Hoffnung bezieht sich auf Irrationales,lässt sich nicht rational begründen, kommt nie ans Ziel.Ich habe keine Hoffnung.Ich stelle mich der Wirklichkeit.Was immer auch kommen mag,ich bin nicht überrascht, wenn es schlimmer ausgeht,als ich erwartet habe.  WahrheitIch sage die Wahrheit,und doch lüge ich,weil ich nicht alles sage,was ich denkeAndere sagen mir nicht die Wahrheit,weil sie meinen mich schonen zu müssenSag die Wahrheit!Möchte ich allen zurufen,die mit mir zu tun haben.Ich spüre es körperlich,wenn die Lüge verpackt wird in freundlichen WortenIch will Wahrheit, nichts als Wahrheit.  Ich will die Wahrheit erfahrenund weiß doch gar nicht, was Wahrheit ist.Wahrheit als Abstraktum beschäftigt die Philosophen,mich aber nicht.Wahrheit ist für mich etwas, was mir mein Gegenüber vermittelt.Ich muss mich darauf verlassen, was der andere mit seinem Körper ausdrückt.Sagt er etwas anderes mit dem Mund als mit dem gesamten Körper,bin ich verunsichert,werde unruhig und gerate in Panik.Sag die Wahrheit und ich verkrafte sie.  VertrauenWem vertraue ich vorbehaltlos?Niemandem.Alle Menschen, die ich kenne,spielen zuweilen Theater,verstellen sich undlügen sich in die eigene Tasche.  Wie soll ich Vertrauen haben,wenn mir die Wahrheit vorenthalten wird?Warum redet man mit vorgehaltener Hand,wenn ich in der Nähe bin?Ich verkrafte die Wahrheit undmöchte, dass man mir vertraut.Dann kann ich auch vertrauen.  GlaubeWenn ich etwas über das Wort „Glaube" schreibe, meine ich den christlichen Glauben, der mir viel bedeutet. Ohne diesen Glauben müsste ich verzweifeln und wäre jemand, der alles zerstört, was nicht in sein Weltbild passt. Ich glaube an Gottes Liebe und daran, dass ich kein Zufallsprodukt bin. Ich bin gewollt und dass ich lebe, ist Gottes Wille. Ich bin auch sicher, dass mir meine Mutter gegeben wurde, damit sie an und mit mir alles ausprobiert, was anderen Menschen mit einem solchen Schicksal helfen kann. Ich will aber nicht verschweigen, dass ich andere Glaubensrichtungen, sprich andere Religionen, als gleichwertig anerkenne, ohne in Gefahr zu geraten, meine Religion zu verraten.  LiebeZu abgegriffen ist das Wort,als dass ich es als „„Schatz" aufnehmen möchte.Ich will mich nicht mit diesem Wort beschäftigen,weil mir die Erfahrungen fehlen,von einer Frau geliebt zu werdenbzw. eine Frau zu lieben.Meinem Leben fehlt eine bedeutsame Erfahrung,die aber,und so viel verstehe ich vom Leben,oft ins Unglück führt;so dass nur Enttäuschung übrig bleibt.